Potenzielle Bauherren und Hauskäufer sollten jetzt die Entwicklung der Immobilienkredite fest im Blick haben
Seit einiger Zeit wird darüber spekuliert, ob und wann die Zeit der historisch günstigen Darlehenszinsen vorübergeht. Was müssen Bauherren und Eigenheimbesitzer jetzt wissen?
Wie stark sind die Zinsen gestiegen?
Die Sollzinssätze für Baufinanzierungen mit einer Zinsbindung von 10 Jahren sind zwischen Ende Juni und dem Ende der ersten Juliwoche bei den meisten Anbietern um 0,05 bis 0,20 Prozentpunkte gestiegen, die für Finanzierungen mit einer längeren Zinsbindung teilweise um 0,05 bis 0,15 Prozentpunkte. Die aktuellen Erhöhungen sind bemerkenswert, weil nicht nur einige, sondern die meisten Anbieter binnen kurzer Zeit die Zinsen angepasst haben. Es gibt derzeit keine Anzeichen dafür, ob es sich nur um vorübergehende Erhöhungen handelt.
Was ist der Grund für die Zinserhöhungen?
Indirekt wurde die Zinserhöhung durch die Aussage des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Konferenz am 27. Juni ausgelöst. Mario Draghi sagt, „Die Gefahr einer Deflation ist vorüber“. Die Geldpolitik der EZB zeige Wirkung, alle Zeichen deuten auf eine zunehmende wirtschaftliche Erholung in der Eurozone. Die EZB will durch ihre Geldpolitik die Wirtschaft in der Eurozone ankurbeln und die Inflationsrate dauerhaft wieder knapp unter die Marke von zwei Prozent bringen. Die EZB muss in absehbarer Zeit den Kauf von Staatsanleihen zurückfahren. Die Mechanik dahinter: Sinkt die Nachfrage nach Staatsanleihen, sinkt auch der Kurs, während ihre Rendite steigt. Und steigt die Rendite deutscher Staatsanleihen, gehen in der Regel auch die Zinsen für Immobilien nach oben.
Was hat die Staatsanleihen-Rendite mit dem Bauzins zu tun?
Viele Banken refinanzieren Immobilienkredite über Pfandbriefe. Steigt der Zins von Pfandbriefen, werden auch die Immobiliendarlehen teurer. Denn die Rendite von Pfandbriefen orientiert sich an der von deutschen Staatsanleihen.
Wann werden die Zinsen noch weiter steigen?
Eine Aussage lässt sich dazu schwer treffen...
Wenn das Anleihenkaufprogramm der EZB endet oder die Notenbanken den Leitzins erhöhen, werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Zinsen für die Verbraucher steigen. Bis die EZB diesen Schritt geht, wird voraussichtlich noch einige Zeit vergehen. Experten gehen davon aus, dass die EZB auch im kommenden Jahr den Leitzins nicht erhöhen wird.
Im Blickwinkel muss aber auch der amerikanische Leitzins behalten werden. Die Chefin der amerikanischen Notenbank hat Mitte Juli weitere Zinsschritte angekündigt. Man rechnet noch in diesem Jahr mit einer weiteren Erhöhung des Leitzins.
Eine pauschale Aussage zur zukünftigen Zinsentwicklung lässt sich nicht treffen.
Was soll ich tun?
- Wer sich auf dem besten Wege befindet, den Kauf abzuschließen, sollte damit nicht zu lange zögern.
- Bei einer mittelfristigen Entscheidung zum Kauf oder Bau einer Immobilie, sollte man bedenken, dass die Zinsen für ein Immobiliendarlehen in absehbarer Zeit zwar nicht sprunghaft ansteigen werden, dass sie aber auch in den nächsten Wochen und Monaten nicht wieder nachhaltig sinken werden.
- Bei einer abgeschlossenen Baufinanzierung sollten Sie die Entwicklung der Immobilienzinsen im Auge behalten. Möglicherweise stehen sie kurz vor einer Anschlussfinanzierung. Lassen sie sich von einem Fachmann beraten.